Das Leben in enger Nachbarschaft zu Tieren und unter schlechten hygienischen Bedingungen kann zur Verbreitung von Krankheiten führen. Ein Beispiel ist der Schweinebandwurm Taenia solium, der beim Menschen vermeidbare Epilepsie verursachen kann. Er ist in Madagaskar weit verbreitet, wo die WHO das Gesundheitsministerium bei der Bekämpfung dieses Parasiten durch einen „One-Health-Ansatz“ unterstützt. Dieser Ansatz erkennt an, dass die Gesundheit der Menschen mit der der Tiere zusammenhängt und dass ein sektorübergreifender, kooperativer Ansatz erforderlich ist, um die Ausbreitung von Krankheiten zu bekämpfen.
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Im ländlichen Madagaskar, wie in vielen anderen Ländern, leben die Menschen in der Nähe von Haustieren, was zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Wenn eine Krankheit sowohl Tiere als auch Menschen befällt, spricht man von einer Zoonose. Viele Zoonosen können durch verbesserte persönliche Hygiene, sichere Lebensmittelzubereitung und Zugang zu verbesserten Wasser- und Sanitäreinrichtungen verhindert werden.
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In Madagaskar ist die Schweinezucht im Hinterhof weit verbreitet und trägt zum Lebensunterhalt der Haushalte bei. In der Regel werden nur wenige Schweine pro Haushalt gehalten, die entweder verkauft oder an Feiertagen geschlachtet werden, wenn die Familie zusammenkommt.
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Wenn Schweine in Hinterhöfen aufgezogen werden, wo sie sich frei bewegen können, können sie sich infizieren, indem sie mit menschlichen Fäkalien verunreinigte Lebensmittel fressen, die den Lebenszyklus von Taenia solium – dem Schweinebandwurm – aufrechterhalten. Dieser Parasit wird von Schweinen und Menschen beherbergt.
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Die Infektion mit dem T. solium (TS)-Bandwurm erfolgt, wenn Menschen rohes oder nicht ausreichend gegartes, infiziertes Schweinefleisch essen. Menschen, die Bandwürmer im Darm haben, scheiden Bandwurmeier aus. Über schmutzige Hände oder verunreinigte Lebensmittel oder Wasser können sie sich und andere Menschen unwissentlich mit Bandwurmeiern infizieren, was verheerende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat. Bandwurmlarven (Zystizerken) entwickeln sich in den Muskeln, der Haut, den Augen und dem zentralen Nervensystem. Wenn sich Zysten im Gehirn entwickeln, spricht man von Neurozystizerkose.
Neurozystizerkose ist die Ursache für mehr als 30 % der Epilepsiefälle in Gebieten mit endemischem TS-Bandwurm. Die Epilepsie kann verhindert werden, indem verhindert wird, dass sich Menschen mit Bandwurmeiern infizieren, aber die meisten Bandwurmträger bleiben unerkannt und werden daher nicht gemeldet. Vorläufige Daten aus parasitologischen Erhebungen deuten darauf hin, dass TS in vielen Bezirken Madagaskars endemisch ist.
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Es ist von entscheidender Bedeutung, dass verschiedene Sektoren – einschließlich Human-, Veterinär- und Umweltmedizin – zusammenarbeiten, um den Parasiten zu kontrollieren und zu eliminieren. Die WHO unterstützt eine sektorübergreifende Initiative unter der Leitung des Gesundheitsministeriums von Madagaskar zur Durchführung einer Pilotstudie, die zeigen soll, wie ausgewählte Maßnahmen gegen TS die Taeniasis-Prävalenz auf unter 1% senken können.
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Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird in Antanifotsy durchgeführt, einem ländlichen Bezirk südöstlich der Hauptstadt Antananarivo, wo vorläufige Daten auf eine hohe Prävalenz (über 6 %) von TS hinweisen. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die groß angelegte Behandlung aller in Frage kommenden Personen (Kinder unter 5 Jahren werden nicht behandelt) mit Praziquantel. In zwei aufeinanderfolgenden Jahren, 2015 und 2016, wurden etwa 65 000 Personen behandelt, was einer Abdeckung von mehr als 95 % der Zielbevölkerung entspricht.
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Ein wichtiger Teil der Intervention ist die Aufklärung, Sensibilisierung und soziale Mobilisierung. Die Bevölkerung wird von kommunalen Gesundheitshelfern über die Risiken der Krankheit und die Vorteile der Behandlung informiert. Zusätzliche Informationen werden in Form von Broschüren, Postern und Bannern an öffentlichen Plätzen zur Verfügung gestellt. Zu Beginn der aktuellen Kampagne in Madagaskar im Jahr 2016 wurde das Bewusstsein durch eine Volkstanzgruppe gestärkt, die ein spezielles Lied über den Parasiten vortrug.
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Als Baseline zur Bewertung des Erfolgs der Intervention werden Stuhlproben von Menschen auf TS getestet. Schweine aus den Pilotgemeinden werden auch auf Cysticercose-Antikörper in ihrem Blut getestet.
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Zwei groß angelegte Behandlungsrunden zeigen bereits einen Rückgang der Prävalenz von TS. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, werden die endgültigen Ergebnisse am Ende der dreijährigen Pilotstudie zeigen, ob diese Strategie TS beim Menschen reduzieren und schließlich die Übertragung stoppen kann. In Kombination mit Präventivmaßnahmen bei Schweinen (Stallhaltung, antiparasitäre Behandlung, Fleischbeschau) und der Nutzung von Latrinen werden die Chancen für eine Eindämmung des Parasiten höher sein.