Pierre Bourdieu

Pierre Bourdieu, (geboren am 1. August 1930 in Denguin, Frankreich – gestorben am 23. Januar 2002 in Paris), französischer Soziologe, der in der Tradition von Émile Zola und Jean-Paul Sartre stand. Bourdieus Konzept des Habitus (sozial erworbene Dispositionen) war einflussreich für die neueren postmodernen Geistes- und Sozialwissenschaften.

Bourdieu wurde in einer südfranzösischen Arbeiterfamilie geboren. Er besuchte ein Gymnasium in Pau, bevor er auf eine renommiertere Schule in Paris wechselte. Später wurde er an der École Normal Supérieure aufgenommen, wo er bei Louis Althusser Philosophie studierte. Anschließend unterrichtet er an einem Lycée in Moulins (1954-55).

Bourdieu wird zur Armee eingezogen und 1955 nach Algerien geschickt, wo er später als Dozent und Forscher an der Universität von Algier arbeitet (1958-60). Dort führte er ethnografische Forschungen durch, insbesondere unter den berbersprachigen Kabylen. Bourdieus Erfahrungen in Algerien führten zu dem Werk Sociologie de l’Algérie (1958; Die Algerier), das seinen Ruf begründete. Er kehrte nach Frankreich zurück und lehrte an der Universität Paris (1960-61) und an der Universität Lille (1961-64), bevor er 1964 eine Stelle an der École Pratique des Hautes Études annahm. An dieser Schule baute er das Zentrum für Bildungs- und Kultursoziologie auf. 1981 übernahm er den Lehrstuhl für Soziologie am Collège de France.

In seinem bekanntesten Werk La Distinction (1979; Unterscheidung) vertrat Bourdieu die Ansicht, dass diejenigen, die über ein hohes soziales und kulturelles Kapital (oder Status) verfügen, die Schiedsrichter des Geschmacks sind und dass der eigene besondere Geschmack aus dem Milieu und der sozialen Klasse stammt, in der man lebt, d. h. aus dem eigenen Bereich. Das fast angeborene Wissen eines Individuums, wie man in diesem Feld lebt und sich darin bewegt, bezeichnete er als Habitus. Zu seinen weiteren wichtigen Werken zählen Esquisse d’une théorie de la pratique (1972; Umriss einer Theorie der Praxis), Le Sens pratique (1980; Die Logik der Praxis), La Noblesse d’état (1989; Der Staatsadel) und Sur la télévision (1996; Über das Fernsehen). Ab 1975 war Bourdieu Herausgeber der Zeitschrift Actes de la recherche en sciences sociales, 1989 gründete er die Zeitschrift Liber.

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Anfang der 1980er Jahre mischte sich Bourdieu in die Öffentlichkeit ein und setzte sich für die Rechte von Arbeitslosen, Obdachlosen und Einwanderern ohne Papiere ein. Er sprach sich gegen die Globalisierung und den Neoliberalismus aus und kommentierte häufig die politische Lage. Ein 2001 erschienener Dokumentarfilm über Bourdieu, La Sociologie est un sport de combat („Soziologie ist ein Kampfsport“), war in Frankreich ein Überraschungserfolg.

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