ANALYSE – Französischer Kolonialismus mehr als nur „schwerer Fehler“

PARIS

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat Frankreichs koloniale Vergangenheit in Afrika, in der mehr als zwei Millionen Menschen getötet wurden, als „schweren Fehler“ verharmlost, während das Land nach neuen Wegen sucht, um seine Vorherrschaft auf dem Kontinent zu erhalten.

„Zu oft wird Frankreich so wahrgenommen, als würde es eine Vormachtstellung einnehmen und sich in die Lumpen des Kolonialismus kleiden, was ein schwerer Fehler war, ein schwerer Fehler der Republik“, sagte Macron am Sonntag bei einem Besuch in der Provinz Abidjan in der Elfenbeinküste in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem Amtskollegen Alassane Ouattara.

Aber er entschuldigte sich weder für Frankreichs blutige Geschichte in Afrika noch signalisierte er, dass sich das Land aus der Wirtschaft des Kontinents zurückziehen würde. Im Gegenteil, es ist bekannt, dass Macron, der versucht, einen Kolonialismus voller Massaker herunterzuspielen, die französische Dominanz in Afrika durch koloniale Praktiken aufrechterhalten will.

Frankreich wird vorgeworfen, mit seiner militärischen Präsenz in vielen afrikanischen Ländern Ressourcen wie Uran, Eisen und Öl für seine eigenen Interessen zu nutzen.

Wirtschaftliche Entwicklungen

Die Westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion (UEMOA) gab am Montag bekannt, dass sie im nächsten Jahr den 74 Jahre alten CFA-Franc, die seit der Kolonialzeit verwendete Währung, abschaffen und eine neue Währung namens Eco verwenden wird, die an den Euro gekoppelt bleibt.

Die UEMOA ist eine Organisation von acht westafrikanischen Staaten, zu denen Benin, Burkina Faso, die Elfenbeinküste, Mali, Niger, Senegal, Togo und Guinea-Bissau gehören.

Sie wurde gegründet, um die wirtschaftliche Integration zwischen den Ländern zu fördern, die den CFA-Franc als gemeinsame Währung haben.

Im Rahmen des neuen Systems wird erwartet, dass Frankreich seine Vertreter aus der Zentralbank der westafrikanischen Staaten (BCEAO), der Bankenkommission und dem währungspolitischen Rat abzieht und die Praxis beendet, 50 % der Devisenreserven der afrikanischen Länder bei der französischen Zentralbank zu halten.

Frankreich wird jedoch das Garantieland im Falle einer Wirtschaftskrise sein. Wenn die Länder, die den Eco verwenden, nicht in der Lage sind, ihre Importe zu bezahlen, wird Frankreich diese Zahlungen übernehmen und im Gegenzug das Recht haben, in den währungspolitischen Rat zurückzukehren.

Dies deutet darauf hin, dass die afrikanischen Länder die neue Währung nicht eigenständig verwalten dürfen. Darüber hinaus interpretieren afrikanische Ökonomen die Ersetzung des CFA-Franc als ein neues Manöver, um die Dominanz der französischen Währungspolitik in seinen ehemaligen Kolonien aufrechtzuerhalten.

Pauline Tetillon, Co-Vorsitzende von Survie, einer Vereinigung, die die französische Politik in Afrika erforscht, sagte, dass Frankreich seine Dominanz über die neue Währung aufrechterhalten werde.

Patrice Garesio, die Co-Vorsitzende der Gruppe, sagte: „Diese Reform wurde vom französischen Präsidenten und dem Präsidenten der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, angekündigt. Ouattara kam 2011 mit Hilfe der französischen Armee an die Macht.“

„Die beiden Staatsoberhäupter, die bis gestern den CFA-Franc gerechtfertigt haben, sind nicht die legitimen Personen, um diese Reform durchzuführen. Diese Reform wurde durchgeführt, ohne die Länder der Region zu konsultieren“, fügte Garesio hinzu.

Dunkle Geschichte

Die Geschichte Frankreichs in Afrika ist mehr als nur ein „schwerer Fehler“. Das Land beherrschte mit seinen 1524 begonnenen Kolonialbesetzungen mehr als 20 Länder in West- und Nordafrika. Rund 35 % Afrikas standen mehr als 300 Jahre lang unter französischer Herrschaft.

Länder wie Senegal, Elfenbeinküste und Benin wurden in jenen Jahren als Sklavenhandelszentren Frankreichs genutzt und alle Ressourcen der Region ausgebeutet.

Auf der anderen Seite wurden Aufstände, die von denjenigen initiiert wurden, die in den Weltkriegen mit dem Versprechen auf Unabhängigkeit für Frankreich kämpften, gewaltsam niedergeschlagen. Die fünf Jahrhunderte währende Kolonialzeit und die Unabhängigkeitskriege in der Region kosteten mehr als zwei Millionen Afrikanern das Leben.

Tausende Algerier wurden von französischen Soldaten bei Demonstrationen getötet, die von Algeriern initiiert worden waren, die kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs mit dem Versprechen der Unabhängigkeit in den Reihen der Franzosen kämpften. Die Gewalt setzte sich systematisch bis 1962 fort, als Algerien nach den als Setif und Guelma-Massaker bekannten Ereignissen am 8. Mai 1945 seine Unabhängigkeit erlangte.

Rund 1,5 Millionen Menschen starben im algerischen Unabhängigkeitskrieg aufgrund der französischen Intervention.

Seit 1830 ist bekannt, dass Frankreich die algerische Gesellschaft auch durch kulturellen Völkermord massakriert hat. Frankreich zerstörte 300 Jahre osmanische Geschichte und die lokale Identität Algeriens und veränderte viele kulturelle und religiöse Werke im Land nach eigenem Gutdünken.

Die französische Regierung hat sich zwar nicht offiziell bei Algerien für ihre Kolonialpolitik entschuldigt, aber das algerische Mudschaheddin-Ministerium hat erklärt, dass zwischen den beiden Ländern noch vier „Dossiers“ über die koloniale und postkoloniale Zeit offen sind, darunter die Rückgabe der Schädel von Märtyrern und nationalen Widerstandsführern aus einem Museum. Frankreich weigert sich auch immer noch, ein algerisches Archiv mit Hunderten von Dokumenten und Werken zurückzugeben.

*Übersetzt von Erdogan Cagatay Zontur

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